Bockstark!

„Das artENSEMBLE THEATER Bochum bringt – in Zusammenarbeit mit dem Faustarchiv Knittlingen und Auerbachs Keller Leipzig – die Zwei-Personen-Theater-Performance „Der mit dem Teufel tanzt – Eine Verführung“ auf die Bühne. Ein weiblicher Mephisto und ein Typ, der mal als Musiker Erich, mal als Heinrich in Erscheinung tritt, übertragen das Drama schauspielerisch brillant ins 20. Jahrhundert.

Die Performance mit Susanne Hocke als Teufel und Jürgen Larys als Musikus und Verführungsopfer spielt gekonnt mit den Elementen der Faustdichtung, die in der dichten Übertragung immer wieder aufblitzen. Goethe hat in seinem berühmtesten Werk den Prototypen eines modernen Menschen geschaffen. Und dieser will immer mehr: mehr Wissen, mehr Macht, mehr Geld, mehr Sex. Der Kick kann nicht groß genug sein.  Grenzen akzeptiert der westliche Mensch im 20. und 21. Jahrhundert nicht. Der Drang nach Genuss, Ekstase, Macht, Besitz und Geld ist zwar zeitlos und seit Anbeginn der Welt eine Zentrifugalkraft menschlicher Begierden. Im 20. Jahrhundert aber spitzen sich diese Triebe noch einmal deutlich zu und es kommt zu großen Krisen, zu Weltkriegen und zur Zerstörung der natürlichen Ressourcen.

So ist es nur folgerichtig, wenn die Theater-Performance das Goethe-Drama in die Jetztzeit fortspinnt. Alkohol, Erotik, der Drang nach Ruhm, Besitz, Macht und Einfluss bleiben, hinzu kommen Drogen, Künstliche Intelligenz und ein wissenschaftlicher Aufschwung, der mit der Verlockung einhergeht, Gott  ins Handwerk zu pfuschen. An dieser Stelle schließt sich der Kreis des Theaterstücks mit dem Eingangsprolog, der davon berichtet, dass Luzifer alias Mephisto gegen Gott rebelliert, um sich ihm gleichzustellen und die Welt zu beherrschen, woraufhin er zum Gegenspieler Gottes und Urheber des Bösen wird. Wer „mit dem Teufel tanzt“, überschreitet zwar Grenzen, wird aber zugleich hineingezogen in einen Abwärtsstrudel, aus dem es kein Zurück gibt. Der Weg des Verführten ist bittersüß – süß zu Beginn und bitter am Ende. Wer den geraden, übersichtlichen Weg hinter sich lässt, erlebt zwar den großen Kick, bezahlt aber am Ende dafür, denn alles im Leben hat seinen Preis.

Das Publikum im heillos überfüllten Faust-Museum ist begeistert. Es ist eine moderne Auseinandersetzung mit einer bekannten Geschichte, die in ihren Ausdrucksmöglichkeiten unerschöpflich scheint. Ganz großartig Susanne Hocke, der die Mephisto-Rolle auf den Leib geschneidert zu sein scheint, und Jürgen Larys als dankbares, wohlfeiles Opfer. Ein ganz kurzes Resümee: bockstark!

(Dr. Dietmar Bastian, Mühlacker Tagblatt, 25. September 2024)

 

„DER MIT DEM TEUFEL TANZT“ ist der Titel, das Motto und auch das Versprechen eines rundum gelungenen Theater-Events in der Mephisto Bar des Auerbachs Keller Leipzig. Zwischen dem mythischen Teufel als wandelnder Frauengestalt, inspirierender instrumentaler und tänzerischer Darbietung, anspruchsvoller Textkunst und Gourmet-Happen wurden die Gäste in die geschichtsträchtigen 20er-Jahre entführt und bis in die Gegenwart geleitet. Dabei zu hören Textsplitter aus Faust I und vor allem Faust II, Goethes gesamtes Potpourri menschlicher und gesellschaftlicher Dramen von Wünschen und Sehnsüchten, Trieben und Lust, der Emanzipation der Frauen bis hin zu Geldnot und Krieg – mittendrin immer wieder Mephisto in seiner verführenden Rolle. Susanne Hocke mit großem schauspielerischen Talent und als eine begnadete Tänzerin und Jürgen Larys, der die Texte schrieb und mit seiner Musik als Sänger auf unterschiedlichen Instrumenten verzauberte, waren DAS Erlebnis in einer Bar der Superlative; als ob sie – die Mephisto Bar – eigens für dieses Stück geschaffen wurde. Chapeau für diese Leistung in einer ausverkauften Bar, wo einige Besucher den Abend im Outfit der „Goldenen Zwanziger“ genossen und diesen Ort magischen Geschehens auch nach dem tobenden Applaus nicht verlassen wollten, sondern bis zum Ausschankschluss feierten.
(Prof. Dr. Margit Enke – Freie Pressevertreterin, Leipzig)

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